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AutorenbildMathias Schunke

Auf den Spuren von Aratsch – Ultraks BGM

Morteratsch, Diavolezza, Languard. Der Ultraks Bernina Gletschermarathon (BGM) im Engadin bot alles für das ultimative Trailrunning-Erlebnis. Sportfreund Mathias machte sich auf nach Pontresina, um am 2. Juli 2022 die 42km und 2'600 Höhenmeter des Bergmarathons auf den Spuren von Aratsch zu bewältigen. Denn als besonderes Highlight führt die Strecke über den Morteratschgletscher und offenbarte damit ein beständiges Naturgesetz: Alles ist vergänglich.


Der Name Morteratsch wird volksetymologisch durch die Schweizer Sage «Die Jungfrau vom Morteratsch» erklärt. [1] Die reiche Bauerntochter Annetta aus Pontresina verliebte sich einst in den armen Viehhüter Aratsch – ihre Eltern jedoch sind gegen die Beziehung. Vor Kummer und Sehnsucht stirbt Annetta, kurz bevor Aratsch nach jahrelangem Fernbleiben als Offizier nach Pontresina zurückkehrte. Daraufhin reitete er zur Alp hinauf und sprang samt Pferd in den dahinterliegenden Gletscher. Niemand hat ihn je wiedergesehen. Der Geist des Mädchens treibt sich seither Nacht für Nacht auf der Alp herum, man hört sie immer wieder klagen: «Mort Aratsch! Mort Aratsch« (deutsch: Aratsch ist gestorben). [2]





Verliebt in die Berge, aber nicht verschollen wie einst Aratsch am Fusse des Munt Pers (Verlorener Berg), überquerte Sportfreund Mathias den Moteratschgletscher und startete am Samstagmorgen um 7:30 Uhr mit ca. 250 Läufer:innen beim BGM in Pontresina. Dem Flusslauf entlang ging es schnell hinein in das Morteratschtal. Erstes Zwischenziel war die Bovalhütte auf 2'495 m. Kurz danach mussten bereits die Spikes über die Trailschuhe für die Überquerung des Morteratschgletschers montiert werden. Mit orangenen Fähnchen war die Route simpel und gut gekennzeichnet, der Grip der Spikes war sicher und das Gletschereis kühlte angenehm von unten bei den heissen, sommerlichen Temperaturen. So erlitt keiner der Trailrunner das Schicksal, welches seinerzeit Aratsch traf. Nach der Passage über die Isla Pers und dem zweiten Teil des Gletschers folgte der Aufstieg zum Diavolezza (rätoromanisch: Teufelin) auf 2'958 m über Meer, der höchste Punkt der Strecke. Für den Abstieg zur Lagalb hinunter galt es die Beine nicht zu überlasten, denn es standen noch zwei weitere Anstiege bevor: die Fuorcla Pischa und die Chamanna Segantini auf dem Oberen Schafberg. Und zudem waren mit 21km erst die Hälfte der Strecke absolviert. Beide Anstiege erwiesen sich dann auch entsprechend als giftig. Umso wichtiger war es, sich gut zu verpflegen und kontinuierlich mit den in der Trinkblase mitgeführten 1.5l zu hydrieren. Angekommen auf der Alp Languard wurde es nun auch höchste Zeit, denn die Trinkblase war inzwischen leer und konnte nun wieder aufgefüllt werden für den letzten Teil des Marathons. Die Chamanna Segantini war schnell erreicht und von nun an ging es vom Oberen Schafberg fast nur noch bergab zurück nach Pontresina. Mental wurden alle Kräfte mobilisiert, die Konzentration mit viel koffeinhaltiger Cola geschärft und der Abstieg mit allem, was die Beine noch hergaben, mit Vollgas in Angriff genommen. Die Devise «Beine schonen» galt nun nicht mehr und nach schliesslich 8h 10' erreichte Mathias gesund und glücklich das Ziel in Pontresina.


Es lässt sich nicht leugnen: Der Bernina Gletschermarathon ist ein Erlebnis für jeden naturverbundenen Trailrunner. Die erlebten Emotionen, das garantierte Runner's High und die bezaubernde Berglandschaft sorgen für ein lachendes, jedoch auch für ein weinendes Auge. Wie lange bleibt uns diese wunderschöne Natur noch so erhalten? Wann ist der Morteratschgletscher nur noch auf Fotos zu bestaunen. Alles ist vergänglich. Schützen wir die Natur! Sie ist einzigartig und verändert sich schneller als uns lieb ist.


 

Text: Mathias Schunke / Fotos: Sportograf


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